Ein Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung zu Gast bei den „Methusalems“
Ein Gespenst geht um in Deutschland und verschont auch die Samtgemeinde Horneburg zukünftig nicht – sein Name: Ärztemangel! In einer alternden Gesellschaft bleiben auch die praktizierenden Ärzte vom Alterungsprozess nicht verschont, sodass die Bevölkerung in den kommenden Jahren mit dem Eintritt ihrer vertrauten Hausärztinnen und -ärzte in den wohlverdienten Ruhestand rechnen muss. Das beunruhigt besonders die ältere Generation, die naturgemäß häufiger auf ärztliche Behandlung angewiesen ist. „Was mach‘ ich bloß, wenn meine Hausärztin keinen Nachfolger findet? Wenn die Praxis dicht macht, wer nimmt mich dann noch auf? Die Ärzte haben doch jetzt schon Aufnahmestopp!“ Das ist nicht die einzige Sorge, die die Patienten umtreibt: Fachärztemangel, lange Wartezeiten auf einen Termin, reduzierte Praxisöffnungszeiten und eine gestresste Ärzteschaft mit knapp bemessener Zeit für den einzelnen Patienten verunsichert besonders die mit den neuen Medien nicht vertrauten Senioren. Um sich einen Überblick über die Situation der Gesundheitsversorgung im Landkreis Stade, speziell in unserer Samtgemeinde Horneburg zu verschaffen und einen Ausblick in die zukünftige Entwicklung zu erhaschen, hat der Seniorenverein „Methusalem“ Herrn Sören Rievers von der Geschäftsstelle Stade der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) eingeladen. Anhand einer Power-Point-Präsentation stellte er den rund 30 anwesenden „Methusalems“ die Bedarfsplanung für eine ausreichende Gesundheitsversorgung im Landkreis dar. Demnach ist die Lage in der Samtgemeinde Horneburg mit zur Zeit 95 % Auslastung noch zufriedenstellend: Horneburg : 3 Praxen mit 4 Hausärzten; Dollern:1 Praxis mit 1 Hausarzt ;Nottensdorf: 2 Praxen mit 2,75 Hausärzten. Beunruhigend allerdings ist ein Blick in die Zukunft, denn der Altersdurchschnitt ist mit 61,6 Jahren (davon 3 Ärzte bereits über 63 Jahre alt) besorgniserregend. Die KV ist ein Zusammenschluss niedergelassener Ärzte und hat die Aufgabe, eine flächendeckende ambulante ärztliche Versorgung der gesetzlichen Krankenversicherten zu organisieren. Dafür ist eine Zusammenarbeit mit den politischen Gemeindevertretern unabdingbar. Die KV kann für Praxisneugründungen Fördermittel bis zu 60.000 Euro für Investitionen gewähren und bis zu 2 Jahren eine Umsatzgarantie geben. Die Fördermittel finanzieren sich aus den Mitgliederumlagen. Trotz lukrativer Förderangebote ist es schwierig, Ärztenachwuchs- besonders auf dem Lande – zu generieren. Der Ärztenachwuchs hat andere Ansprüche und Berufsvorstellungen als ihre Vorgängergeneration, für die der Begriff „Work-Life-Balance“ absurd ist. Nachwuchsärzte, so erfuhren die „Methusalems“, bevorzugen eher den Angestelltenstatus, arbeiten gern in Teilzeit und erwarten eine familienfreundliche Infrastruktur mit angemessenem Wohnangebot und Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder. Die veränderten Ansprüche habe zur Folge, dass ein erhöhter Ausbildungsbedarf besteht, und besonders unter dem Aspekt Fachärztemangel mehr Praxisausbildungsmöglichkeiten vorgehalten werden müssten. Am Ende des Vortrags kamen von den „Methusalems“ noch interessante Gesprächsbeiträge, die Bezahlung der Hausärzte betreffend und zum Teil erklärend, warum es zum Neuaufnahmestopp kommt. Denn wer über das Limit von 1500 Behandlungsfällen kommt, erhält anteilig weniger Geld für seine Leistungen! Auch die Bürokratie und der oftmals groteske Formalismus beim Anerkennungsprozess ausländischer Ärzte durch die Ärztekammer wurde kritisch thematisiert. Letztendlich war das Fazit der Veranstaltung: Die Zukunft der ärztlichen Versorgung im Landkreis und vorrangig in Horneburg ist wegen der bevorstehenden Altersgrenze unserer Hausärztinnen und -ärzte besorgniserregend. Dringend erforderlich ist ein rechtzeitiges Gegensteuern unserer politischen Vertreter (Gemeinde)in Kooperation mit der KV, um rechtzeitig Nachwuchskräfte zu generieren! Dazu plant der Verein „Methusalem“ in Kooperation mit anderen örtlichen Vereinen einen Dringlichkeitsantrag an die Gemeindeverwaltung zu stellen. Wenn unsere kommunalen Vertreter rechtzeitig präventiv tätig werden, könnte das Gespenst der gesundheitlichen Unterversorgung für Horneburg seinen Schrecken verlieren.