Unsere Vorfahren wussten es noch: Gegen jedes Leiden ist ein wirksames Kraut gewachsen. Das alte Wissen ist leider weitgehend in Vergessenheit geraten und von den Errungenschaften der modernen Pharmaindustrie abgelöst worden. Und doch ist es eine Freude, die heilenden Kräften und vielfältigen Geschmacksnuancen der oft geschmähten Unkräuter wiederzuentdecken! Also machten sich die interessierten „Methusalems“ mit der passionierten und kompetenten Kräuterhexe“ Inge Ternus auf den Weg, um die Namen, die Inhaltsstoffe und Anwendungsmöglichkeiten der Wildkräuter aus unserer nächsten Umgebung zu erfahren. Schon nach wenigen Metern erregte das Ruprechtskraut unsere Aufmerksamkeit: „Ein Storchschnabel-Gewächs,“ erfuhren wir. „Der Blütensporn erinnert an den Schnabel des Storches, der ja vielerorts verdächtigt wurde, die Babys zu bringen. Also – so glaubte man – ist das Ruprechtskraut der Fruchtbarkeit förderlich.“ Oftmals deutet der Name der Wildkräuter bereits auf ihre Anwendungsmöglichkeit hin. Nomen est omen, wie der Lateiner zu sagen pflegte: Lungenkraut, Augentrost, Beinwell, Leberblümchen …um nur einige treffende Bezeichnungen zu nennen. Zu manchem Kräutlein hatte unsere Kräuterhexe eine kleine Anekdote parat, was den „Methusalems“ die Einprägsamkeit erleichterte. Da ist zum Beispiel das zarte Pflänzlein Ehrenpreis, das einst einen König von seiner lästigen Hautkrankheit befreite. „Dich Wunderkräutlein will ich fürderhin ehren und preisen“, sagte der dankbare Monarch, und so erhielt das unscheinbare blaue Blümlein den stolzen Namen Ehrenpreis. Von der Fülle der Pflanzennamen und ihren heilenden Eigenschaften ermattet, ging es anschließend zum gemeinsamen Schmausen in den nahegelegenen Wintergarten. Dort gab es zur Stärkung Knäckebrot mit Kräuterquark aus eigener Sammlung, und zum Nachtisch köstliches Selbstgebackenes zum Kaffee. Natürlich ging das „Kräuterseminar“ in gemütlicher Runde weiter, denn unsere Kräuterhexe hatte noch einige Köstlichkeiten in petto: Wer „Die Feuerzangenbowle“ gelesen hat, weiß, was ein „wenziger Schlock“ für Folgen haben kann, doch wir genossen unbeschadet den köstlichen Waldmeisterlikör aus Frau Ternus‘ eigener Produktion. Auch eine delikate Marmelade mit Rhabarber-Erdbeer-Geschmack fand unsere Zustimmung. Wie überrascht waren wir, dass diese Köstlichkeit aus den ersten Trieben des aus Japan eingewanderten ungeliebten Knöterichs bereitet wurde! Ach, es hätte noch stundenlang weitergehen können, denn Inge Ternus‘ Vorrat an Rezepten und Tipps für Salate, Gemüse und Süßspeisen mit Zutaten aus der Natur war schier unerschöpflich…Fest steht: Noch in diesem Sommer soll es eine Fortsetzung geben. Bis dahin sagen die Horneburger „Methusalems“ herzlich: Danke und tschüß, liebe Kräuterhexe .